Your label for Electronic Music
Deutsch  English  

NEUIGKEITEN

INFORMATION

EMC13 Free Download

PayPal certified

we ship with German Post and DHL

 

all products as MP3-Download

all products as FLAC-Download

High Resolution FLAC-Downloads

this site uses save SSL encryption

all downloads are checked by Symantec Antivirus

 

MellowJet on Bandcamp

MellowJet on YouTube

MellowJet on YouTube

MellowJet on YouTube

Bewertungen

Yaary & Scholl - Delta Evolution

08.04.2021
MusikZirkus
Der aus Tel Aviv (Israel) stammende Elektronikmusiker Erez Yaary veröffentlichte im Juni 2019 sein Album „Delta“. Mit knapp 30 Minuten Spiellänge war es leider zu kurz für eine Album-Veröffentlichung auf MellowJet-Records und wurde daher in 2019 nicht dort herausgebracht. Anfang 2020 kam Bernd Scholl dann spontan die Idee zu einer Kooperation. Er wollte das Album „Delta“ mit weiteren Tracks passend ergänzen und so aus einer EP eine LP machen.






Erez Yaary war damit sofort einverstanden. Nachdem Bernd sich in das nicht ganz einfache Thema des Albums, den „Simplizialkomplex“, eingearbeitet hatte, entstanden fünf neue Tracks, welche in das Vorhandene Material nahtlos integriert wurden. Der Originaltitel „Macroscopic Change“ diente Bernd als Vorlage für ein Reprise. Als Titel für das Album wählten die Beiden den sehr passenden Namen „Delta Evolution“. Und weil sich „Erez Yaary & moonbooter“ irgendwie seltsam anhörte, beschränkten sie sich auf ihre Nachnamen „Yaary & Scholl“.

Dass das Album nun eine gleichberechtigte Kooperation darstellt, ist daran zu erkennen, dass beide Musiker je fünf Stücke komponiert und eingespielt haben. Zudem sind die Stücke der Beiden in abwechselnder Reihenfolge hintereinander platziert. Obwohl die Stücke von Bernd gut ein Jahr später eingespielt wurden, ist dennoch kein Bruch im Album zu spüren, ganz im Gegenteil. Die neuen Stücke fügen sich perfekt in das Gesamtkonzept ein.

Der 5:41minütige Opener „Automata“ stammt von Erez Yaary. Ein herrlicher Synthierhythmus eröffnet diesen Track. Dem folgt ein treibender Beat, durchzogen von ungewöhnlichen, neuen Klangmustern und einer sehr schönen, eingängigen Melodie. Das geht schnell ins Ohr. Erez verbindet hier tolle Sounds zu eine modernen Track. Dem folgt dann nahtlos Bernd’s erster Track mit dem Titel „Inside Vector Field“. Ein pulsierender Beat und schnelle Pianotöne starten in diesen Track. Da hört man zunächst nicht den Moonbooter-Stil heraus. Vielmehr passt sich Bernd der Stimmung des ersten Tracks an. Erst nach gut zwei Minuten kommt dann ein typischer Moonbooter-Beat hinzu und verleiht dem Track Drive. Das Stück nimmt im Verlauf an Fahrt zu und zeigt sich gar in einem hymnischen, Soundtrack artigen Stil.

Streicherklänge sind dann zu Beginn des Stückes „Macroscopic Change“ von Erez zu hören. Das wirkt zunächst recht melancholisch, mit einem Bezug zur Klassik. Ab Minute vier kommt aber ein unwiderstehlicher Rhythmus auf, der zunächst monton dahin fließt und dann in einen Part übergeht, in dem sich die Streicher erneut hinzugesellen. Jetzt kommt das Ganze wie ein sehr melodischer Hans Zimmer-Soundtrack rüber.

Diesen orchestralen Ansatz übernimmt Bernd Scholl dann zunächst in seinen Track „Singular Homology“. Dem spendiert er dann einen sanften Rhythmus und herrliche Melodien. Hier kommt der Moonbooter-Stil dann deutlicher zum Tragen, ohne aber den Fluss des Albums zu unterbrechen. Auch dieser Track wirkt sehr orchestral.

Danach ist Erez wieder an der Reihe. Von ihm stammt das 4:53minütige „Major Seventh“, bei dem zunächst neben einigen Flächen zunächst auch wieder Streicher den Fokus setzen. Teils bedrohlich wirkende Synthiefarben schweben im Hintergrund auf denen dann eine sanfte Melodielinie gelegt wird. Zur Mitte hin vermischen sich perlende Klangmotive mit Sequenzerrhythmen und Melodiebögen. Das 5:50minütige „Nabla“ schließt klanglich direkt an. Bernd spielt hier eine eingängige Harmoniefolge und variiert das später durch weitere Rhythmus- und Klangstrukturen. Auf mich wirkt das wie ein Science Fiction-Soundtrack. Gedanklich kommen bei mir Szenen aus dem Film „Tron“ hoch.

Das 5:56minütige „Simplicial Complex“ von Erez bietet betörende Klänge die sanft durch den Raum ziehen. Das ist Musik bei der man die Gedanken fliegen lassen kann. Nach etwa einer Minute wird es dann rhythmischer, ohne dass das schwebende Element verloren geht. In der Mitte des Tracks wechselt dann die Stimmung mit einem Break, der von einem basslastigen Rhythmus und einer sehr eingängigen Melodie getragen wird.

Bei „Macroscopic Change Reprise“ hat Bernd dann auf Erez` Stück „Macroscopic Change“ aufgebaut. Während Erez eher klassisch beginnt, spielt Bernd mit perlenden, hellen Klangfarben, was dem Stück ebenfalls sehr gut zu Gesicht steht. Im zweiten Teil geht es dann auch bei Bernd rhythmischer in einer hymnischen Art zu.

Erez Yaary’s letzter Track „Uncertainty“ wird von einem pumpenden Beat bestimmt, der unter anderem auch an Kraftwerk erinnert. Das Gleiche gilt für die flächigen Sounds, die ebenfalls in die Richtung der Düsseldorfer gehen. Das verziert er dann aber mit eigenen Klangstrukturen und einer schönen Melodie. Ein gelungener Track.

Das „letzte Wort“ hat dann Bernd Scholl mit seinem Stück „Sunset At Delta Town“. In diesem 4:23minütigen Stück erzeugt Bernd Stimmungen, in dem er mit Flächen, in die er einige Effekte einstreut, arbeitet. Dabei tun sich vor dem geistigen Auge des Hörers unendliche Weiten auf.

Die israelisch/deutsche Kooperation von Erez Yaary und Bernd „Moonbooter“ Scholl mit dem Titel „Delta Evolution“ hat ein klasse Album hervorgebracht. Wenn man es in dieser Form hört, dann ist man sich sicher, dass es nur so komplett ist. Respekt an Bernd Scholl, dass er sich mit seinem Stil so eingebracht hat, dass „Delta Evolution“ so homogen geworden ist.

Stephan Schelle, Dezember 2020
http://musikzirkus-magazin.de/dateien/Pages/CD_Kritiken/-
elektronik/yaary_scholl_delta_evolution.htm...


Harald Nies - The Flow of Energy

08.04.2021
MusikZirkus
Nach „The Circle“ ist „The Flow Of Energy“ das zweite Album, das Harald Nies in 2020 veröffentlicht. Während die Musik auf „The Circle“ bereits in 2019 eingespielt wurde, entstand das Material auf „The Flow Of Energy“, das im Dezember herauskommt, in 2020. Das neueste Werk ist das mittlerweile 16. Album von Harald Nies.






Das Album enthält in der CDR-Fassung, nicht wie angegeben elf, sondern nur zehn Stücke. Das liegt daran. dass der Bonustrack „In Nature“ mit seinen 5:37 Minuten Spielzeit keinen Platz mehr auf dem Silberling fand und nur als Download bei mellowjet.com zur Verfügung steht. Da ich hier die CDR-Version bespreche, habe ich nur die zehn Tracks zur Verfügung.

Mit dem 8:41minütigen Stück „Feel The Flow“ beginnt das neueste Album von Harald Nies. Herrliche Flächen ziehen anfangs durch den Raum und bereiten bzw. nehmen den Hörer mit auf die mehr als einstündige musikalische Reise. Harald lässt die Sounds zunächst fließen und startet nach zweieinhalb Minuten den Sequenzer, die Reise beginnt nun. Der Track besitzt nun einen herrlichen Groove, auf den sich harmonische Flächen ausbreiten. Der Track nimmt von Minute zu Minute mehr an Fahrt auf und besitzt dann einen treibenden Beat. Harald variiert nun die Klänge und schichtet immer mehr auf, so dass ein hypnotischer Sog entsteht.

Nahtlos geht es dann in das nächste Stück, das 7:54minütige „Consumption“ über. Da hat Harald einen tollen Track eingespielt, der mit einer Melodie und klaren Sounds die Ohren öffnet. Sehr rhythmisch und melodiös zeigt sich dieser Track. Dem folgt ohne Unterbrechung das 7:11minütige „Transport Me“. Harald schichtet hier erneut einige Synthiepassagen übereinander und unterlegt dies mit einem ansprechenden Rhythmus. Nach nicht ganz zwei Minuten schält sich dann eine hinreißende Melodie mit tollen Akkorden heraus. Das ist Nies „at it’s best“. Von diesem Sound lasse ich mich gerne transportieren. Auch wenn es reine Elektronikmusik ist, so erkennt man doch Harald’s Rockhintergrund. Das zeigt sich dann auch im Gitarrensolo, das er in die Mitte des Stückes platziert hat. Hier verbindet er auf gekonnte Weise Elektronik mit Rockmusik.

Ruhiger geht es dann im nächsten Stück „Passage To Sedna“ zu. Mit diesem Stück, das sehr spacig angelegt ist, geht er thematisch zurück zu seinem 2005’er Album „Restart From Sedna“. In dem Stück hat er auch noch eine leichte Jazznote und eine sehr schöne Basspassage eingebunden. Etwas kraftvoller, jedoch immer noch recht beschaulich zeigt sich dann das folgende „Time Switch“. Harald erzeugt hier eine traumhafte Stimmung. Einen leichten AOR-Touch hat er in diesen wunderbaren Track zusätzlich eingebaut. Hier zeigt sich erneut, dass Harald seine Wurzeln im Rockbereich hat.

Pumpende Beats kommen dann in „Depletion Of Gravity“ auf, dessen Rhythmus sich im folgenden „Power Inside“ noch mal steigert und in technoide Gefilde vordringt. Der Track hat zu Recht seinen Namen und geht aber mal richtig ab. Dem setzt Harald dann als Krönung noch eine tolle Melodie auf. „Silent Impact“ mit seinem ruhigen Flair holt einen dann wieder runter. „Into The Light“ und „Run Away“ beschließen die CDR.

Harald Nies bietet auf seinem neuesten Werk „The Flow Of Energy“ erneut sehr melodische und songorientierte Elektronikmusik, die ein ums andere Mal mit sehr schönen, atmosphärischen Gitarrenparts durchzogen ist. Vor allem die tollen Melodien und die teils treibenden Rhythmen sorgen für beste Stimmung. Das zweite tolle Album von Harald in 2020.

Stephan Schelle, Dezember 2020
http://musikzirkus-magazin.de/dateien/Pages/CD_Kritiken/-
elektronik/harald_nies_the_flow_of_energy.htm...


Otarion - Prayer from the Deep

25.11.2020
Reviews

As with 'Extensive,' it's difficult to gauge a full album from just under six minutes of excerpts. Quite where the inspiration for 'Extensive' came from, only Rainer knows, but it's music by someone at the top of his game, unique in style and a masterpiece of the genre (whatever that is), in my opinion. I await the new album with great interest, when I can afford to buy a copy!

Nick K https://www.youtube.com/watch?v=9S1qZrQJjTA&feature=em-c-
omments
...


moonbooter - Beyond the Neon Lights

24.11.2020
Reviews
... Wer Anfang der 80er musikalisch "sozialisiert" wurde, für den ist "Beyond the Neon Lights" das richtige Album, um die Erinnerungen daran aufzufrischen: druckvoll, mitreissend und wie man es von Bernd Scholl gewohnt ist, perfekt produziert. Ein wohlmeinender Hinweis: wer beim Konsum dieses Albums auch die als Teenager bevorzugte authentische Lautstärke einstellt, könnte spontanen Besuch von Nachbarn bekommen, die dabei mit feiern wollen - und da sei im Moment der Corona vor...

Alfred Arnold, 11-2020, https://www.empulsiv.de/cdreviews/740-moonbooter-beyond-the--
neon-lights...


Otarion - Prayer from the Deep

24.11.2020
MusikZirkus
Im Herbst 2020 erscheint das neue Album von Rainer Klein aka Otarion. Es trägt den Titel „Prayer From The Deep“. Was zunächst auffällt ist wieder das tolle Coverartwork, das ein Segelschiff in stürmischer See zeigt. Ähnlich wie der Amerikaner Neal Morse so vertont auch Rainer Klein immer mal wieder biblische Themen. Das hat er bereits im Jahr 1997 mit seinem Album „Es werde Licht“ gezeigt. Auch das neue Album ist in diesem Kontext erscheinen.

Die Geschichte von „Prayer From The Deep“ dreht sich um die Geschichte des Propheten Jona, und seinem widerwilligem Verhalten, seinem Auftrag zu folgen. Musikalisch hat sich Rainer in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und präsentiert eine Mischung aus Elektronikmusik und Progressive- und Postrock. Dabei finden sich auf „Prayer From The Deep“ auch recht heftige Passagen, was auf die „stürmische“ Geschichte hindeutet. Und da passt natürlich auch das Cover von der stürmischen See sehr gut ins Konzept.

Die Hörgewohnheiten von Rainer haben sich auch auf seine letzten Alben ein wenig abgefärbt. So hat er, während er das 2018’er Album „Under Surface“ produzierte, unter anderem sehr gerne Anathema’s „The Optimist“ gehört und bei dem 2019’er Album „Extensive“ waren es verschiedene CD’s von Collapse Under the Empire, welche ihn inspiriert haben. Während der aktuellen Produktion hat er besonders Mono und Playgrounded im Player gehabt und die Progressiverock-Elemente sind unter anderem auf Gazpacho zurückzuführen, die ihn ebenfalls inspirieren.

Die CDR weist zehn Stücke mit Laufzeiten von 4:02 bis 9:05 Minuten Länge auf. Allerdings empfiehlt es sich das Album in einem Stück zu hören, da sie sehr kompakt zusammengefügt wurden und eine Einheit bilden, auch ohne nahtlos ineinander überzugehen.

Mit Soundeffekten (hört sich ein wenig nach Wasserrauschen an) und leicht düsteren Klängen startet Otarion im neunminütigen Opener „Son Of Amittai“ in das neue Album. Langsam entwickeln sich weitere, hellere Klangfarben, die dann an Dynamik gewinnen. Nach drei Minuten setzt Rainer dann erste akzentuierte Punkte durch die E-Gitarre, während sich synthetische Harmonien bilden, die dann wenige Momente später in eine unverkennbare Otarion-Melodie mit leichtem Schlagwerk übergehen. Das hat bereits ein leichtes Flair von Postrock/Elektronik. Die Musik steigert sich im weiteren Verlauf immer mehr und sorgt durch das Schlagzeug und die Gitarren für einen druckvollen Part. Rainer schafft es den Hörer durch die leicht ansteigende Dynamik in einen hypnotischen Sog zu ziehen. Das ist wirklich klasse gemacht.

Auch das folgende „The Order“ beginnt zunächst sehr ruhig und die Harmonien lassen einen die Weite des Meeres spüren. Dann setzen nach anderthalb Minuten sehr schöne Harmonien ein, die sich in eine verträumte Melodielinie wandelt und nach wenigen Momenten durch das Schlagzeug wieder einen rockigen Touch bekommt. Hier trifft vor allem Elektronik auf Progressiverock. Auch in diesem Stück spielt Rainer mit der Dynamik, denn die nimmt im Verlauf immer weiter zu, um am Ende ruhig auszuklingen. In diesem Stil ist das komplette Album aufgebaut. Rainer schafft es immer wieder herrliche Melodien mit teils schwebenden, dann wiederum recht druckvollen Passagen zu kombinieren.

Der Beginn von „Towards Jafo“ zeigt zu Beginn leicht sakrale Klänge und wechselt dann in eine verträumte Passage, die unter die Haut geht. Auch wenn Rainer wieder zwischendurch die Dynamik etwas hochschraubt, zeigt sich dieser Track doch von einer eher ruhigen Seite. In „The Residence Of Nimrod“ zündet Rainer dann aber wieder ein rhythmisches Feuerwerk. Das abschließende „Salvation From The Lord“ ist dann ein Track, bei dem Percussion und Schlagzeug außen vor bleiben. Schwebende Flächen, gelegentliche Pianotupfer, leichte Gitarrenlicks und sakrale Chöre bestimmen hier dann das Bild.

Die Geschichte von „Prayer From The Deep“ soll auf dem nächsten Otarion-Album „No Time Was Lost“ fortgeführt werden. Dann soll es aber nicht so druckvoll, sondern ruhiger zugehen.
Rainer Klein, der als Otarion firmiert, entwickelt sich von Album zu Album kontinuierlich weiter. Hat er als reiner Elektronikmusiker begonnen, so sind seine aktuellen Alben aus einer Mischung von Elektronik- und Rockmusik aufgebaut. Dabei haben auf dem aktuellen Album „Prayer From The Deep“ neben Progressive Rock auch Postrock-Elemente den Weg in seine Musik gefunden. Eine sehr gelungene Mischung, die Rainer da zusammengebraut hat. Klasse Album.
Stephan Schelle, November 2020...


moonbooter - Beyond the Neon Lights

24.11.2020
MusikZirkus
Bernd Scholl aka Moonbooter ist ein Kind der 80’er Jahre. Da er in diesem Jahrzehnt groß geworden ist, hat ihn auch die Musik dieser Zeit geprägt. Auf seinem neuen Album „Beyond The Neon Lights“ erinnert er sich an diese Zeit und hat stilistisch einiges aus dieser Epoche in seine neuen Stücke eingebaut. Dabei hat er aber auf jegliche Presets, Samples oder Loops verzichtet, sondern alles von Hand eingespielt und alle Sounds und Beats selbst programmiert. Herausgekommen ist ein sehr abwechslungsreiches und stimmiges Album.
Elf Stücke, deren Laufzeiten zwischen 3:53 und 7:30 Minuten Spielzeit liegen, hat Bernd auf das neue, sein mittlerweile 22. Studioalbum, draufgepackt. Und jeder Hörer, der die 80’er ebenfalls erlebt hat, der wird den ein oder anderen musikalischen Hinweis auf diese Zeit auf Moonbooters Album finden. Bernd hat Elemente der 80’er entlehnt und in die heutige Zeit transformiert.
„Zeittunnel“ heißt der erste 5:42minütige Track, der den Hörer in den richtigen Flow versetzt und gedanklich in die 80’er beamt. Damit schickt Bernd die Hörer durch einen Zeittunnel (wer kennt noch die Kult-Fernsehserie aus den 60’er Jahren?) 40 Jahre in die Vergangenheit. Neben ein paar klassischen Tranceelementen in Form eines treibenden 4tothefloor Beats, hat Bernd am Ende noch eine Sequenz aus einer bekannten Terminator Endzeitszene eingefügt. Ich muss zugeben, dass ich die nicht erkannt habe.
Wie ein Popsong wirkt dagegen „Alone In Neon Light“, was durch den pumpenden Beat, der eingängigen Melodie und dem durch Vocoder verfremdeten Gesang erzeugt wird. So ein bisschen Melancholie scheint aber auch durch.
Zu „First Time At Kings Castle“ schreibt Bernd: 1987, ich war gerade 16 Jahre alt, hatte ich durch Zufall die Gelegenheit die Königsburg in Krefeld zu besuchen. Dies war mein erster Besuch einer richtigen Disco. Zu dieser Zeit war die Königsburg einer der heißesten Acidhouse-Clubs in der BRD. Ich tanzte die ganze Nacht durch. Diese Nacht, dieser brutale 303-Sound und die dort herrschende Euphorie der Crowd habe ich nie vergessen. Diese einmalige Erfahrung hat mich bis heute musikalisch geprägt. Und das hört man diesem Track auch deutlich an.
Der Titel des Stückes „Big Disgrace“ kommt nicht von ungefähr. Rockfreunde werden die Worte aus dem bekannten Queen-Song „We Will Rock You“ kennen. Bernd hat hier den Rhythmus von Queen mit seinen Synthesizerklängen verbunden und daraus etwas ganz Neues entstehen lassen. Eine witzige Idee, die hier gut funktioniert. Ob die Elektronikfreunde bei einer Liveversion genauso klatschend mitgehen wie bei einem Queen-Konzert? Es wäre Bernd zu wünschen.
Auch „Sequential Moments“ wartet mit pumpenden Beats auf. So ein bisschen klingt der Synthie auch nach 80’er Jahre. Eine Melodiefolge erinnert mich einen Hauch an „Silent Running“ von Mike & The Mechanics. Aber Bernd macht hier sein ganz eigenes Ding. Wieder so ein klasse Track mit Ohrwurmcharakter.
Das Stück „Einschlaf“ ist mit einem Freund aus „alten Tagen“ entstanden, er nennt sich XANAA. Der in deutscher Sprache gesungene Track klingt sowohl vom Flair wie auch von der Gesangsstimme wie Schiller’s „Die Nacht ... Du bist nicht allein“, gesungen von Thomas D.
Atmosphärisch und etwas düsterer (wie bei Moonbooter’s Album „Schwarzmond“) wird es dann im Stück „Planet VHS“. Rabenähnliche Klänge sorgen dabei für eine herbstlich/winterliche Stimmung, was gerade gut zur aktuellen Jahreszeit passt. In der zweiten Hälfte des siebeinhalbminütigen Stückes klart die Stimmung durch hellere Klangfarben und offenere Rhythmusmuster auf und man ist wieder im typischen Moonbooterklangkosmos verortet. Vocoderstimme und Computerklänge, die man von Atari- oder Commodore-Spiele der 80’er kennt, werden dann noch untergehoben.
Bekanntermaßen macht Moonbooter ja keine „Berliner Schule“-Musik. Doch einige seiner Helden aus dem Elektronikbereich waren u. a. Harald Grosskopf, Robert Schroeder, Bernd Kistenmacher und Klaus Schulze, die er in den 80’ern in der Sendung Schwingungen entdeckte. Mit „Magic Of Heroes“ hat er einen Track eingespielt der diesen huldigt. Ein eher untypischer Moonbooter-Track bei dem es Sequenzerrhythmen und Flächen gibt, wie in der „Berliner Schule“. Allerdings hat Bernd diesem Stück dann doch wieder einen seiner unwiderstehlichen, druckvollen Rhythmen spendiert.
„Fernweh“ ist auch wieder eine Trance-/Dance-Nummer mit einem pumpenden Beat. Durch den Einsatz von Streichersounds bekommt der Track darüber hinaus etwas Hymnisches. Die Melodie ist aber wieder unverkennbar Moonbooter.
„Gods Melody Part II“ ist eine Variation des Stückes „Gods Melody“ von Moonbooters 2008’er Album „Faster“. Hier lasse ich Bernd nochmal zu Wort kommen: Der erste Song, den ich zu Beginn meines musikalischen Schaffens als moonbooter produziert habe, war ‚Gods Melody‘. Er basierte auf einem Preset aus einem der ersten VST-Synthesizer überhaupt. Der Song wurde erst ein paar Jahre später auf meinem Album ‚Faster‘ veröffentlicht. Das Besondere an diesem Song war, das er der erste war, der zu 100% amtlich klang und so war, wie ich ihn haben wollte. Sofort erinnerte ich mich an die 80er zurück, als ich mit Atari, Amiga, PSS-680 und SK-5 bewaffnet, meine ersten Demosongs auf Kassette aufgenommen hatte. Als ich mich in den letzten Monaten daran zurück erinnerte, wollte ich eine neue Interpretation eben dieses Song mit auf diesem Album haben. Während das Original mit einem Rhythmus wie bei Donna Summer’s „I Feel Love“ daherkommt, hat Bernd die neue Version etwas vom Speed entschlackt und so kommt die Melodie in der neuen Version wesentlich besser zur Geltung.
Ans Ende des Albums hat Moonbooter das 7:20minütige Stück „Don’t Cry My Young Boy“ gestellt. Hier hat er erneut etwas melancholische Klänge eingespielt. Die Melodie und der Sound, versetzt mit eingestreuten Percussionelementen auf einem tuckernden Beat, sind traumhaft. Es erinnert mich so ein bisschen an die Neuzeit von Tangerine Dream. Ein sehr schönes Ende des neuen Albums.
Mit „Beyond The Neon Nights“ ist Moonbooter (Bernd Scholl) mal wieder ein klasse Album gelungen, bei dem er sich an stilistischen Merkmalen der 80’er Jahre bedient hat und dies in seinem eigenen, modernen Stil transformiert hat. Ein ums andere Mal sagt man sich, „ja, das kenne ich“ um dann festzustellen, das es doch ganz anders klingt. Vertraut und doch neu.
Stephan Schelle, November 2020
...





Copyright © 2025 MellowJet-Records Webshop